Im Rahmen der Arbeit homeflesh untersuche ich ein Gefüge aus Erinnerungen und Träumen, einen Teil meines autobiografischen Gedächtnisses. Ich interessiere mich dabei für die multisensorische Beschaffenheit von Erinnerung, die Mythologisierung der eigenen Kindheit durch das Aufbrechen von Realitätsgefügen, hinein in die surreale Erfahrungswelt des kindlichen Geistes, in dessen Universum alles möglich ist. Das Telefon ist eine Banane, die Mutter verwandelt sich nachts in ein Alien, um nach Hause zu telefonieren, krankhaftes Nasenbluten wird zum Symbol der Sterblichkeit, doch ebenso zur Nabelschnur, die die Generationen miteinander verbindet.
Vor allem in der Kindheit vermischen sich Traum, magisches Denken und Realität zu lebhaften, detailreichen, konstruierten Erinnerungen, die während der Identitätsbildung jedoch ebenso Teil der eigenen Biografie werden wie tatsächlich Erlebtes.
In dieser spielerischen Auseinandersetzung mit dem früheren Ich, seinen vergangenen Erfahrungen und seiner Umwelt, untersuche ich vor allem die Beziehung zwischen den Generationen, der Tochter, der Mutter und der Großmutter. Auch der Charakter des Wohnraums und seiner Einrichtung spielt eine wichtige Rolle. Der Wohnbereich wird geöffnet, und zu einer, über Räumlichkeit hinaus gehenden, Entität transformiert, die ebenso lebendiger Teil der Geschehnisse bzw. Erinnerungen ist, wie die involvierten Personen. Er wird zu einer Verkörperung der archetypischen Mutter mit ihren bedingungslos liebenden, aber auch verschlingenden, zerstörerischen Eigenschaften.
homeflesh ist als Erzählraum angelegt. Facetten der Erzählung werden durch die verschiedenen genutzten Medien beleuchtet, ergänzen sich, wiederholen sich, formen sich zu einer nichtlinearen poetischen Komposition aus Bild, Ton und Sprache, zu einer privatmythologischen Betrachtung. Der Werkkomplex wird seit 2021 immer weiter entwickelt und besteht aus einer Virtual Reality, Malerei, Zeichnungen, Textilkunst, Skulpturen, Text, Sound und einem kurzen Animationsfilm.