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Roadrunner und Rauhfaser
Teil des Werkzyklus Dream Collector

Rauminstallation bestehend aus einer Virtual Reality, textilen Objekten, Zeichnungen und Video, 2022

Die medienübergreifenden Rauminstallation „Roadrunner und Rauhfaser“ verschränkt die analog-haptische- und virtuell-induzierte Sinneswahrnehmung zur immersiven Erfahrung. Es entsteht eine textile Raum-im-Raum-Installation, die zugleich Portal für die korrespondierende Virtuelle Realität ist.

Johanna Mangolds Ausstellung „Roadrunner und Rauhfaser“ beschäftigt sich konzeptuell, inhaltlich wie medial mit dem nächtlichen Traum. Sie verfolgt dabei die Intention, jenen (zumindest teilweise) vom Unbewussten geprägten Lebensbereich ins Zentrum der Auseinandersetzung zu rücken, der in den rationalisierten Gefügen der westlichen Welt eine marginalisierte Rolle spielt. Die künstlerische Herausforderung liegt dabei darin, dessen Immaterialität, Sprachlosigkeit und oft nur atmosphärische, verzerrte oder fragmentarische Dinghaftigkeit in die bildende Kunst zu übersetzen.

Das digitale Medium der Virtuellen Realität (VR) ist hierfür in vielerlei Hinsicht wie prädestiniert, wird die VR für Besucher*innen doch selbst zu einem somnolenten Ereignis. Zudem steht für die Künstlerin die subjektive, abstrakte, immersive dabei intensive wenngleich nicht greifbare Erfahrung des Traums einerseits in diametralem Gegensatz, andererseits in völliger Analogie zur technischen „Materialität“ der VR – bestehend aus Bits, Codes, Vektoren und Pixeln.

Entsprechend ihrer eigenen Entwicklung als Künstlerin – einst von der Malerei als analoges Medium ausgehend – verschränken sich in Johanna Mangolds Ausstellung „Roadrunner und Rauhfaser“ die virtuell-induzierte Sinneswahrnehmung mit der analog-haptischen und greifen als Environment ineinander: Zentrales Element der Gesamtinstallation ist eine Rotunde, ein Raum-im-Raum, die an der Decke installiert ist. Vom funktionalen Standpunkt aus betrachtet, ist die Rotunde Schutzraum für die sich im Inneren befindliche VR, bzw. die Träger*innen der VR-Brillen; ästhetisch ist sie von außen betrachtet skulpturales Diorama, bestehend aus zeichnerischen und dreidimensionalen Elementen aus Wolle und Stoff – die assoziative Analogie von „Textil“ und Schlaf ist dabei bewusst gewählt. Figurativ, narrativ wie symbolisch stehen Innen und Außen (in Analogie zu Wach- und Traumzustand) in engem Wechselspiel zueinander und ermöglichen zugleich eine jeweils spezifische, sich ergänzende Wahrnehmung. Dieses Setting ist seinerseits in die überbordende Bespielung des Ausstellungsraumes eingebettet: Boden, Decke und Wände sind von Malereien überzogen um damit im Zusammenspiel mit einzelnen, ausgesuchten Objekten im Raum eine analoge, magisch-realistische Parallelwelt zur VR darzustellen.

„Roadrunner und Raufaser“ verknüpft damit erstmalig die analoge- und digitale Arbeit der Künstlerin in einer ästhetisch wie konzeptuell stringent aufeinander bezogenen Gesamtinstallation. Zugleich ist sie Weiterentwicklung und Fortsetzung ihrer Auseinandersetzung mit dem für sie zentralen Thema Traum.

Grundlage für die Ausstellung legte ein Recherche-Stipendium bei Global Forest zum Jahreswechsel 2021/22. Hier befragte Mangold Menschen in und um St. Georgen zu ihren Träumen, sie gab Anregungen zur Stärkung der Traumerinnerung bzw. für Techniken zum Erlernen von luzidem Träumen. Auf diese während der Traumgespräche transkribierten Träume greift die Künstlerin in „Roadrunner und Rauhfaser“ zurück.

/Text von Viktoria Tiedeke, im Zuge der Ausstellung „Roadrunner und Rauhfaser“ bei Global Forest e.V. St. Georgen im Schwarzwald, 2022

mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Kunstfonds Bonn und des Kunstvereins Global Forest e.V.

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